Was mir gute Autobiografien geben

Ein Sommer mit Neven Subotić und Götz Werner

Der Urlaub war eine willkommene Gelegenheit, mal wieder ein wenig in unbekannten Büchern zu stöbern. Ich hatte von der Autobiographie des Fußballspielers Neven Subotić gehört und auch, dass eine Autorin daran mitgearbeitet hatte. Das schien genau das Richtige zu sein – eine Mischung aus privatem und beruflichem Interesse, die mich zum Kauf des Buches motivierte.

Da ein Buch nicht reichen würde, kaufte ich auch gleich noch die Autobiografie von Götz Werner, dem bemerkenswerten Unternehmer, der die Drogeriemarktkette dm gründete. Obwohl schon länger am Markt und auf meinem Wunschzettel, war ich bisher noch nicht dazu gekommen. Und manchmal fügen sich die Dinge ja auf eine fast unglaubliche Weise zusammen.

„Alles geben“

von Neven Subotić machte mich zu Beginn ein wenig ungehalten. Was sollte das? Lauter kleine Anekdoten, Ansätze von Geschichten, die nicht richtig auserzählt wurden. Ok, vielleicht bin ich ja beim Thema Storytelling überkritisch. Ich las also weiter. Und allmählich ergaben die Geschichten, an- und ineinandergeschoben wie Puzzleteile, ein immer besseres Bild. Ein Bild von einem Menschen, der mit großer Bescheidenheit von seiner beachtlichen beruflichen Karriere und der Abkehr von dieser oberflächlichen Welt des Kommerzes und Konsums berichtet.

Jürgen Klopps „Ziehsohn“, wie er gerne genannt wird, hat sich mit Haut und Haaren der Rettung der Welt verschrieben. Ja, man muss es so dramatisch sagen, denn mit seiner Stiftung arbeitet er daran, den ärmsten Menschen der Welt Zugang zu sauberem Wasser zu verschaffen. Sauberes Wasser bedeutet Überleben, bessere Gesundheit und sogar Bildung, vor allem für Mädchen. Wer diesen Zusammenhang verstehen möchte, sollte das Buch lesen. Das Buch entfaltete mit der Zeit einen regelrechten Sog. Ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen. Was war es, das mich so packte? Die Antwort gab das nächste Buch.

„Womit ich nie gerechnet hätte“

lautet der Titel der Autobiografie von Götz Werner. Es erschien bereits 2013 und ist schon so viel besprochen worden, dass ich mich hier kurz fasse. Werner erzählt, wie er seine Drogeriemärkte konsequent auf das Kundenwohl und Kundeninteresse ausrichtete. Dabei sah er auch alle Mitarbeiterinnen als Kundinnen an. Das bedeutete zwangsläufig, ihre Wünsche und Meinungen ernst zu nehmen, ihnen Freiräume und Verantwortung zu übertragen. Die Einsicht in den Sinn ihrer Arbeit macht die Mitarbeiterinnen zu loyalen und unternehmerisch denkenden Mitgestalterinnen. Werners anthroposophisches Menschenbild ist die entscheidende Grundlage einer ungewöhnlich nachhaltigen Unternehmensentwicklung. Und hier versteckt sich die Antwort auf meine Frage nach Subotićs Buch. Irgendwo in Werners Buch fällt der erhellende Satz, der nicht nur für die Arbeit in einem Unternehmen gilt, sondern eben auch für jede gute Autobiografie: „Sinn entfaltet einen Sog!“